Haben Sie Fragen? Annette Nowak antwortet

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hier finden Sie viele Antworten auf häufig gestellte Fragen, Tipps und Beiträge rund um die Themen Tinnitus und Geräuschempfindlichkeit.
Auch Ihre Frage oder Ihr Beitrag ist willkommen. Schreiben Sie mir via Facebook oder senden Sie eine E-Mail an frage@annette-nowak.de  Die Antworten finden Sie dann hier auf meiner Praxis-Website.

 

Hyperakusis -  was hilft?

Antwort: Hyperakusis ist eine gesteigerte Emfindlichkeit des Hörsystems gegenüber normalen Umweltgeräuschen. Die Hyperakusis kann  alleine oder zusamen mit einem Tinnitus auftreten. Sie kann ein oder beide Ohren betreffen. Man geht heute davon aus, dass keine "organische" Schädigung im Ohr vorliegt, sonder eine geringe Tolleranz der Hörnervenzellen besteht. Alltägliche Geräusche werden vom Gehirn nicht mehr ausreichend verarbeitet oder weggefiltert. "Dies findet man häufig als Ausdruck der Manager-Krankheit ", das heißt eines schlecht verarbeiteten psychisch-physischen Stresses." (Quelle: E. Bisinger, Die Behandlung von Ohrgeräuschen, S. 51). Wichtig ist, dass Menschen mit Hyperakusis lernen, Geräusche nicht zu vermeiden. Weder durch sozialen Rückzug noch durch Ohrstöpsel. Um sich den gefürchteten Geräuschen schrittweise wieder aussetzen zu können, ist oft eine psychologische Beratung mit einem Hörtraining sehr hilfreich.

   

 

Hilft Hypnose bei Tinnitus?

Antwort: Hypnose ist ein Behandlungsverfahren der Psychotherapie. Dabei sollte eine Hypnose grundsätzlich nicht als alleinige Behandlungsform, sondern immer nur als Bestandteil eines umfassenden Therapiekonzeptes zur Anwendung kommen. Auch wenn in der Vergangenheit vereinzelt positive Effekte berichtet wurden, gibt es bisher keine wissenschaftlich begründeten Beweise für die Wirksamkeit von Hypnose auf Tinnitus. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass Tinnitus immer mit Aufmerksamkeit und damit Wachheit einhergeht.

 (Quelle: Stiftung Tinnitus, Charitè Berlin).

 

Kommt es vor, dass zusammen mit einem Ohrgeräusch eine Überempfindlichkeit für bestimmte äußere Geräusche einhergeht? So höre ich störend, das morgens gegen 5.30 Uhr einsetzende "metallische" Rauschen der Warmwasser-Zirkulationspumpe, was sonst anscheinend niemand nachvollziehen kann. R.H.

Antwort: Ja, Tinnitus kann mit einer niedrigen Toleranz gegenüber Umgebungsgeräuschen einhergehen. Man spricht dann von einer Hyperakusis. Hierbei werden allgemeine Alltagsgeräusche recht laut wahrgenommen. Wer jedoch, wie Sie, eine starke Abneigung gegen ein ganz bestimmtes Geräusch hat, leidet unter einer Misophonie. Das Besondere an der Misophonie ist, dass die Überempfindlichkeit nicht von der Lautheit der Geräusche, sonder von der Wiederholung abhängig ist. Die Misophonie erklärt auch, warum andere Menschen dasselbe Geräusch oft nicht oder nur als unwesentlich störend erleben. Viele Menschen reagieren auf ein ganz bestimmtes Trigger-Geräusch "allergisch". Das kann Quietschen der Kreide auf der Tafel, das Geräusch von Styropor oder das Ticken eines Weckers sein.

 

Kann Tinnitus ausheilen?

Ein Freund von mir hatte über viele Jahre Ohrgeräusche. Letztens erzählte er sein Tinnitus sei völlig verschwunden. Kann Tinnitus von alleine ausheilen?  

Antwort: Ja, es gibt Spontanheilungen. Je Ursache verklingt Tinnitus in den ersten Tagen bei ca 80% der Betroffenen. Aber auch ein chronischer Tinnitus, wie der ihres Freundes, hört bei ca 25% der Fälle innerhalb von fünf bis zehn Jahren völlig auf.

Zwei Drittel gewöhnen sich im Laufe der Zeit an ihren Tinnitus. 

(Quelle: Deutsche Tinnitus-Liga e.V. )  

 

 

Was tun bei akutem Tinnitus?

Seit meinem Konzertbesuch vergangene Woche höre ich in meinem linken Ohr nervige Geräusche. Was soll ich tun? Antwort: Der erste Schritt bei einem Verdacht auf Tinnitus sollte Sie zu Ihrem HNO-Arzt führen. Je nach Diagnose wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Parallel zur medizinischen Behandlung ist eine fachkompetente Tinnitusberatung anzuraten. Das Beratungsgespräch nimmt Ihnen die Angst, bringt Linderung und hat präventiven Charakter. Auch in einer Selbsthilfegruppe können Sie Erfahrungen teilen. Abzuraten ist von Chatforen, die negativ Meldungen und Horrorszenarien über Tinnitus verbreiten. Akuter Tinnitus kann wieder verklingen.

Morgens beim Aufwachen ist mein Tinnitus oft sehr laut. Woher kommt so was ? 

Antwort: Im Schlaf kann es zu körperlichen Verspannungen kommen. So treten bei einigen Betroffenen Verspannungen des Kiefers auf, wenn sie nachts mit den Zähnen knirschen. Die genauen Ursachen sind bisher nicht geklärt. Der Konsum von Alkohol, Koffein, Tabak und einige Medikamente können Zähneknirschen auslösen. Zudem spielen psychische Faktoren wie chronischer Stress, Angst oder Überforderung eine Rolle. Im Schlaf verarbeiten wir negative Tagesereignisse: "Wir beißen die Zähne zusammen", wie der Volksmund sagt. Andere Betroffene haben sich angewöhnt, ihren Tinnitus sofort nach dem Aufwachen zu kontrollieren. Die Wahrnehmungszentrale im Gehirn nimmt die Geräsuche dann unter eine "akustische Lupe". So werden sie um ein Vielfaches lauter wahrgenommen. Es entsteht ein Kreislauf.  

Bekomme ich trotz Tinnitus ausreichend Schlaf?

Trotz meines Tinnitus schlafe ich recht gut ein, wache jedoch oft sehr früh wieder auf. Ich bin unsicher, ob ich zu wenig Schlaf bekomme, da ich mich morgens noch müde fühle.

Antwort: Das frühe Aufwachen mag für Sie zwar lästig sein, doch Sie müssen keine Angst haben, zu wenig Schlaf zu bekommen. Warum? Wir schlafen in der Nacht unterschiedlich tief und fest. In den ersten drei Stunden der Nachtruhe ist der Tiefschlaf – also die Schlafphase, die für unsere Erholung und Leistungsfähigkeit sorgt, am längsten. Die Tiefschlafphase wechselt mit Leichtschlafphasen und Traumphasen ab. Die Zeit, die wir im Tiefschlaf verbringen, wird dabei immer kürzer, während die Zeit, in der wir träumen, immer länger wird. Nach etwa viereinhalb Stunden kommen wir so gut wie nicht mehr in den Tiefschlaf.

Wenn Sie also morgens recht früh aufwachen oder lediglich 4 bis 6 Stunden geschlafen haben, anstatt der für Sie vielleicht üblichen 7 oder 8 Stunden,  besteht kein Grund zur Besorgnis. Ihr Körper holt sich auf jeden Fall den für ihn notwendigen Erholungsschlaf – sprich den Tiefschlaf.

Mein HNO-Arzt diagnostizierte bei mir einen Tinnitus. Mein Zahnarzt spricht von Ohrgeräuschen, das irritiert mich. K.H.

Antwort: Tinnitus und Ohrgeräusche meinen das Gleiche. Tinnitus ist der medizinische Fachbegriff für Ohrgeräusche und leitet sich aus dem lateinischen Wort " tinnire“ (tönen) ab.

 

 

Ich bin wegen meines Tinnitus von  „Pontius zu Pilatus“ gelaufen.  Leider höre ich ihn immer noch. Was kann ich tun?

Antwort: Tinnitus kann durch eine Vielzahl unterschiedlicher, den Gesamtorganismus betreffender  Faktoren ausgelöst werden. Zu den simplen Auslösern eines Tinnitus zählen eine Erkältung oder die Verstopfung des Ohrkanals. Ist die Erkältung ausgeheilt, der Ohrpropf entfernt, verschwindet auch der Tinnitus wieder. Leider ist es nicht immer so einfach, Abhilfe zu schaffen. Mit eine der häufigsten Ursachen für Tinnitus ist mentaler und emotionaler Stress. „Tönt“ der Tinnitus zudem bereits länger als 6 Monate, kann er eine Eigendynamik entwickelt haben und völlig unabhängig von der auslösenden Ursache bestehen bleiben. Jedoch keine Panik! Mit Unterstützung einer psychologischen Tinnitusberatung können Sie den Tinnitus wieder überhören lernen.

Kann der Arzt meinen Tinnitus hören?

Antwort: In 99% der Fälle können die Ohrgeräusche nur von der betroffenen Person selbst gehört werden. Ihr HNO-Arzt kann den sog. subjektiven Tinnitus  jedoch über akustische Vergleichsmessungen charakterisieren. 1 % der Betroffenen hört einen objektiven Tinnitus, sog. Body-Sounds. Sie werden als objektiv bezeichnet, da sie sich mit einem Stethoskop oder Mikrofon objektivieren lassen.
Zahlenquelle: Deutsche Tinnitus-Liga e.V.