Infos zu Tinnitus - Rauschen im OHr
Viele Menschen beschreiben Rauschen, Zischen, Pfeifen, Klingeln oder Brummen im Ohr. Tinnitus, ist vom lateinischen tinnire/klingeln abgeleitet und unterscheidet sich von Mensch zu Mensch in Geräuschart, Tonhöhe (Frequenz) und Lautstärke. Etwa 25% der deutschen Bevölkerung ist einmal im Leben von einem »frischen« (akuten) Tinnitus (bis zu drei Monaten Dauer) betroffen, der jedoch wieder abklingt. Bei rund 13% aller Deutschen bleibt der Ton dauerhaft (über sechs Monate) bestehen und wird somit zu einem chronischen Tinnitus. Allerdings nimmt „nur“ 2% der Betroffenen eine starke Belastung wahr. Zum Verständnis: Meeresbrandung kann bis 53,9 dB erreichen. Das ist recht laut. Trotzdem empfinden wir Geräusche des Meeres primär als angenehm, da sie positive Gedanken und Gefühle in uns wecken.
Auslöser des Tinntius-Symptoms
Neben Dauerstress, nicht bewältigten seelischen Krisen und Überlastung gelten als häufige Auslöser: Hörsturz, Schalltrauma, Lärm, Otosklerose, Bruxismus (Zähneknirschen), Schwerhörigkeit jeglicher Ursache (Alter, Lärm, vererbt). Bei Tinnitus mit gleichzeitiger Hörminderung kann ein Hörgerät ein erster hilfreicher Schritt sein. Weitere Auslöser für einen zumeist vorübergehenden Tinnitus können eine starke Erkältung, Mittelohrentzündung sein. Einige Medikamente, insbesondere Schmerzmittel wie Aspirin, bestimmte Antibiotika und Medikamente gegen Krebs, können Tinnitus als Nebenwirkung hervorrufen. Subjektiver Tinnitus ist völlig ungefährlich und laut Statistiken bei sehr vielen Betroffenen idiopathisch, das heißt, die Ursache für das Rauschen im Ohr bleibt unerkannt. Tinnitus kann völlig unabhängig von seinem ursprünglichen Auslöser wieder verklingen oder bestehen bleiben.
Die Ohrgeräusche sind zu 99% subjektiv
Das bedeutet sie können nur von der betroffenen Person selbst gehört werden. Sie lassen sich jedoch indirekt über akustische Vergleichsmessungen charakterisieren. Ohrgeräusche ähneln unseren Umweltgeräuschen und sind selten lauter als 5-10 Dezibel über der individuellen Hörschwelle. Zum Vergleich: Ein Wald in Stille hat 10 dB, unser eigenes Schluckgeräusch sogar 30 dB.
Was sind Objektive Ohrgeräusche?
Das sind Body-Sounds oder Körpergeräusche. Diese liegen nur bei 1% der Betroffenen vor. Ihre Ursache sind Schallquellen in Ohr-Nähe. Sie lassen sich vom HNO-Arzt mit einem Stetoskop oder Mikrofon objektivieren.
Schweregrad und Typ
Lautstärke und Tonfrequenz führen nicht automatisch zu einem hohen Leidensdruck. Viel wesentlicher sind die eigenen Gedanken und Einstellungen gegenüber dem Geräusch. Auch wie gut die betroffene Person mit dem Rauschen im Ohr umgehen kann, so dass ihr Leidensdruck gering bleibt. 80% der Betroffenen empfinden ihre Geräusche als nicht oder wenig störend. Sie können ihren Tinnitus gut „kompensieren“. Die übrigen 20% hingegen beschreiben ihre Ohrgeräusche als unangenehm bis unerträglich – sie leiden unter einem „dekompensierten“ Tinnitus. Wird die Belastung durch den Tinnitus zu groß, kann sie zu Begleitsymptomen wie Ängsten, Schlafstörungen, depressiven Episoden und starker Leistungsminderung führen.
Dekompensierter Tinnitus
Ein dekompensierter Tinnitus lässt sich mit kompetenter Unterstützung in eine kompensierte Form zurückführen, mehr noch, der Tinnitus kann, ohne dass er verklingen muss, überhörbar werden, so dass das Befinden nicht mehr beeinträchtigt wird. Die ursprüngliche Lebensfreude kehrt zurück.
Kündigt Tinnitus sich an?
Nein, Tinnitus kündigt sich nicht an. Er ist jedoch nicht selten ein Warnsignal, vergleichbar mit Schmerz. Tinnitus-Patienten berichten häufig über aktuelle oder anhaltende psychische Belastungen und / oder chronischen Stress vor dem erstmaligen Auftreten der Ohrgeräusche.
Richten Ohrgeräusche Schaden im Ohr an?
Nein, aber manchen Betroffenen kommt es so vor. Sie fühlen sich in ihrem Hörvermögen beeinträchtigt. Oft wird der TV lauter gestellt oder die Kommunikation als erschwert erlebt. Das hat primär mit der starken Fokussierung auf die Geräusche zu tun. Manchmal ging jedoch bereits unbemerkt eine Hörminderung voraus.
Wie entsteht Tinnitus?
Neurowissenschaftler konnten inzwischen mit Hilfe bildgebender Verfahren nachweisen, dass der Tinnitus nicht im Ohr, sondern im Gehirn entsteht: Um Höreindrücke zu verarbeiten, wirken die Ohren und unser Gehirn in kompexer Weise zusammen. Bekommt das Hörzentrum im Gehirn weniger Impulse, da Hörsinneszellen im Ohr abgeknickt sind, versucht es sich in kreativer Weise den neuen Gegebenheiten anpasst. Dabei organisiert es mit benachbarten Zellen ungünstige Verknüpfungen, sodass es zu einer chronischen Überaktivität bestimmter Nervenzellen des Gehirns kommt, ohne dass eine tatsächliche Schallquelle vorhanden ist. Im auditiven (lat.: hörenden) Netzwerk kommt es zur Wahrnehmung der „Tonutopie" Tinnitus. Studien haben gezeigt, dass Stress, Angst und Depressionen Tinnitus verstärken oder auslösen können. Der psychische Zustand spielt daher eine wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung von Tinnitus. Zudem wird der Umgang mit dem Tinnitus durch Persönlichkeitseigenschaften der betroffenen Person beeinflusst. So haben es Menschen mit vielen kraftraubenden, negativen inneren Glaubenssätzen schwerer als optimistische Menschen mit einer hohen Resilienz.
DAs neuronale Filtersystem unseres Gehirns
Unser Organismus ist von Natur aus optimal ausgestattet, um Sinnesreize, zu denen auch Ohrgeräusche zählen können, wieder völlig aus der bewussten Wahrnehmung wegzufiltern. Das zeigen Studien, ebenso wie meine jahrzehntelange Erfahrung mit Hunderten von Tinnitus-Klient*innen. Sinneseindrücke werden vom Gehirn interpretiert und an unsere bewusste Wahrnehmung - also an uns weitergeleitet. Allerdings nur dann, wenn sie eine positive oder negative Relevanz für uns haben. Alle anderen Sinneseindrücke werden aus weggefiltert, bevor Sie in unseere bewusste Wahrnehmung gelangen. Andernfalls würde der Mensch durch die Fülle an Eindrücken in seinem Handeln und Agieren völlig lahmgelegt. Vergleichbar einem durch Überlastung abgestürzten Computer. Im Tinnitus-Retraining-Programm nutzen wir die natürliche, automatisierte Filterfunktion des Gehins sowie seine hohe Plastizität / Lernfähigkeit.