... heilsame Beziehungspause oder Abschied auf Raten?
Eine Trennung auf Zeit, auch als »Beziehungspause« bekannt, kann eine sinnvolle Möglichkeit sein, um eine Beziehung zu retten. Doch Abstand allein ist kein Allheilmittel. Beziehungen, die grundlegende Probleme haben, werden diese auch noch nach der Beziehungspause haben. Hier erfahren Sie, warum Paare sich für eine »Beziehungspause« entscheiden und was Sie beachten sollten damit eine Trennung auf Zeit Ihnen wirklich etwas bringt.
Trennung auf Zeit als Weg des geringsten Widerstandes
Nicht selten ist der Wunsch nach einer vorübergehenden Trennung ein Kompromiss. Ein Partner wünscht die Trennung, der andere nicht. Das ist grundsätzlich eine schlechte Voraussetzung für die spätere Wiedervereinigung, denn mit der rechnet dann häufig nur einer, während der andere eher hofft, einen einfachen Ausweg aus der ungewollten Beziehung zu finden. Das kann rein egoistische Gründe haben, wird aber zuweilen auch als Rücksichtnahme auf die Gefühle des anderen verstanden. Dies ist jedoch in den meisten Fällen ein Trugschluss, denn einen Abschied auf Raten gibt es nicht, lediglich einen Abschied unter falschen Voraussetzungen. Fälliges unnötig hinauszuzögern und die Wahrheit zu verschleiern, tut Niemandem gut. »Ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende« , sagt der Volksmund - und hat Recht.
Trennung auf Zeit, um die Leidenschaft neu anzufachen
Das kann funktionieren – muss aber nicht. Der Reiz des Neuen und der Zauber des Unbekannten lassen sich ebenso wenig zurückbringen wie die Kindheit. Geschehenes bleibt geschehen, Vertrautes bleibt vertraut – möglich wäre jedoch, dass ein Partner wieder bemerkt, was er am anderen hat.
Fehlen die alltäglichen Reibereien, wird vielleicht auch das Fehlen alltäglichen Komforts oder bisher übersehener Liebeshandlungen spürbar. Danach sehnen sich vor allem diejenigen, die am liebsten überhaupt keine Trennung möchten, sich jedoch vernachlässigt fühlen und merken, dass ihnen der Partner immer mehr entgleitet.
Trennung auf Zeit als letztes Austoben vor der Ehe
Das ist eine ähnlich schlechte Idee. Hier wird sozusagen ein Freifahrschein für das Fremdgehen gewünscht, ähnlich der zeitweisen Annullierung einer Ehe während der Faschingstage, wie sie zuweilen in Köln oder einer anderen karnevalsintensiven Region praktiziert wird. Auch hier geht der Wunsch selten von beiden Beteiligten aus, sonst wäre das Austoben auch ohne diese Formsache möglich – in und außerhalb der Ehe. Hegt ein Partner den Wunsch nach weiteren sexuellen Kontakten oder Liebesbeziehungen, ohne die bestehende Partnerschaft aufgeben zu wollen, sollten vielmehr die Gründe hierfür geklärt werden. Oft liegen unausgesprochene oder unerfüllte Sehnsüchte und Bedürfnisse oder ein auffällig starkes Erfahrungsgefälle zwischen beiden Beteiligten vor. Mut und Ehrlichkeit auf beiden Seiten sind bei den Gesprächen Ehrensache und Basis jedes konstruktiven Konzepts. Das Prinzip »Sicherstellen und Weitersuchen« ist unaufrichtig, unfair und demütigend, führt selten zu dauerhaftem Glück und steht außerdem der eigenen Persönlichkeitsentwicklung im Weg.
Eine Trennung auf Zeit muss gut organisiert werden
Absprachen und Vereinbarungen, an die sich beide halten, geben der vorübergehenden Trennung einen klaren Rahmen. Sie bekräftigen den beiderseitigen Wunsch nach einer Wiedervereinigung, schützen vor unbedachten Handlungen und erleichtern die selbstgewählten Aufgaben. Steht die grundsätzliche Entscheidung, sollten die folgenden Punkte unbedingt berücksichtigt werden: Wie wird die räumliche und finanzielle Trennung realisiert? Getrennte Wohnungen sind besser als getrennte Zimmer. Das bedeutet das Finden einer zweiten Wohnung, das Aufteilen des gemeinsamen Haushalts, eventuell Neuanschaffungen und die Organisation des Umzugs. Dadurch entstehen Kosten. Wer auszieht und wohin, muss ebenfalls geklärt werden. Ist die Distanz zu groß, schränkt das die Möglichkeiten einer Paarberatung oder regelmäßiger Treffen ein. Ist sie zu klein, kann es schwierig werden, sich in dem gewünschten Maße aus dem Weg zu gehen.
Wo sollen die Kinder während der Trennungszeit leben?
Wie können die Eltern ihnen ihre Pläne am besten begreiflich machen? Ist eventuell auch eine Familientherapie oder Erziehungsberatung sinnvoll? Wie lassen sich Besuche, Ferienpläne und Familientreffen regeln? In welchem Umfang und auf welche Art soll der Freundes- und Familienkreis informiert und mit einbezogen werden?
Trennung auf wie lange Zeit?
Schon in Anbetracht der technischen und organisatorischen Herausforderungen, aber auch in Bezug auf die angestrebten Ziele sollte die Trennung mindestens zwei Monate dauern. Länger als ein halbes Jahr ist jedoch selten erforderlich. Danach sollten beide zu einer dauerhaften Entscheidung gelangt sein. Während der vereinbarten Trennungsphase sollte die Entscheidung möglichst noch nicht getroffen werden; auch dies spricht gegen eine zu lange Trennungszeit.
Umgang miteinander während der Trennungszeit
Paare, die Kinder haben oder zur gemeinsamen Therapie entschlossen sind, kommen oft nicht umhin, den Partner auch in dieser Zeit zu sehen. Ist die Beziehung kinderlos oder sind die Kinder bereits ausgezogen, kann auch eine Trennung ganz ohne Treffen vereinbart werden. Zu klären wäre, ob sie miteinander telefonieren wollen. In jedem Fall sollte vorher abgesprochen werden, ob sich die Partner während der Trennungszeit treu bleiben oder ob auch erotische bzw. sexuelle Kontakte mit anderen erlaubt sind. Manchmal wird auch vereinbart, dass darüber gar nicht gesprochen werden soll.
Paarberatung während der Beziehungspause
Es gibt im Leben nichts, was einem mehr Kraft geben kann als eine glückliche Beziehung, und nichts, was einem mehr Kraft rauben kann als eine unglückliche Beziehung. Die gute Nachricht ist, eine unglückliche Beziehung muss nicht unglücklich bleiben. Gefühle kann man wieder wecken - wenn man weiß wie. Als Paartherapeutin berate und unterstütze ich Paare und Einzelpersonen bei allen Themen, die sich in einer Beziehung ergeben können, auch in der »Trennungszeit«.
Jedes Paar hat eine individuelle Dynamik. Viele entdecken ihre Liebe füreinander wieder. Die Krise hat zu persönlichem Wachstum, besserem Verständnis darüber, was jedem in Partnerschaft wichtig ist, und mehr Zeit für die ungelebten Träume geführt. Die Partnerschaft hat wieder eine solide emotionale Basis. Bei anderen Paaren wiederum bestehen Konstellationen oder Positionen, die sich nicht mehr lösen lassen. Diese Paare vollziehen zumeist die Trennung. Bei unvermeidlicher Trennung erarbeite ich mit Ihnen faire Lösungen und unterstütze Sie dabei, gute Eltern zu bleiben.
Inspiriert von Ilona von Serényi, Heilpraktikerin für Psychotherapie.