"Wenn wir fragen: „Wie wäre das Leben ohne Gefühle?“ dann antworten einige: langweilig und kalt. In einer Welt ohne Gefühle würden wir jedoch keine Langeweile mehr empfinden und Kälte nur als Veränderung auf der Temperaturskala sehen." Die Buchreihe „Bibliothek der Gefühle“ von Udo Baer und Gabriele Frieck-Baer hat mich inspiriert, von 60 Gefühlen, fünf herauszugreifen und auf facebook zu posten. Alleine das Gefühl der Trauer hat weit über 400 Menschen auf meine facbookseite gezogen.
Die Autoren sind der Vorstellung gefolgt, jedes Gefühl, wäre ein individuelles Wesen, dass man befragen kann: Wer bist du? Wozu bist du gut? Wovor hast du Angst? Über das mächtige Gefühl der Liebe habe ich einen eigenen Blogartikel geschrieben. Er enthält auch ein kleine Liebesübung für Paare - damit die Liebe lebendig bleibt.
Trauer-warum ist es wichtig, Dich zu leben?
Ohne mich, die Trauer wären Beziehungen zu anderen Menschen nur solange etwas Wert, wie sie andauern. Ohne mich, würde nichts und niemand bleiben.Vielleicht verwundert Dich das, und es kommt Dir widersprüchlich vor, aber ich bin das Gefühl, das zum Loslassen gehört. Weil es mich gibt, sortieren die Menschen beim Abschied, was verloren geht und was bleibt - als Erinnerung, als bereichernde Erfahrung, als Begleitung in die Zukunft. Ja, ich schmerze. Doch ich bin nicht unerträglich. Die Tränen, die ich hervorrufe, lösen Dein Leid. Wer versucht, mich fernzuhalten, mich zu ersäufen oder mich bremst, kann seelisch nicht heil werden. Dann richte ich mich ein und mein Gaststatus wird zum lebenslangen Bleiberecht. Das will ich nicht. Darum bitte ich dich, gib mir Raum und teile mich mit anderen Menschen, die mich verstehen. Mit der Zeit kann sich so die Dankbarkeit zu mir gesellen - für alles was in Dir bleibt.
Hoffnung, was ist positiv, was negativ an Dir?
Wenn ich, die Hoffnung verschwinde, kommt die Resignation. Umgekehrt kann ich die Resignation aber auch vertreiben. Damit sind wir sogleich bei meinem Lebenszweck: Ich bin die Kämpferin für eine bessere Zukunft. Die Sehnsucht mag ja schillernder und berühmter sein, aber ohne mich gäbe es sie gar nicht. Ich lenke den Blick der Menschen nach vorne und durch mich erkennen sie Möglichkeiten und Veränderungen in Richtung eines erfüllteren Lebens. Seelischer Schmerz wird durch mich aushaltbar, weil ich Perspektiven eröffne und Wege für tatkräftiges Handeln vorbereite. Wenn Menschen scheitern, helfe ich ihnen, neue Hoffnung zu schöpfen. Darauf, dass es beim nächsten Versuch gelingt. Ich fürchte mich ein wenig vor jedem Druck, dass Erhofftes eintreten muss. Noch mehr fürchte ich mich vor Abwertung wie: „Das wird nichts mehr“. Damit Menschen mich trotzdem aufrecht erhalten können brauche ich Verbündete, die mich bestärken und möglicherweise sogar gemeinsam die Hoffnung in die Tat umsetzen.
Eifersucht, wie lässt du dich vertreiben?
Ich, die Eifersucht, werde sowohl von Menschen mit einem starken Ich angezogen, als auch von denen, mit einem besonders schwachen Ich. Das will ich Dir gerne erklären. Wer ein starkes Ich hat, geht auch starke Bindungen zu anderen Menschen ein. Wird diese Bindung durch einen Dritten oder durch Verhaltensweisen des Partners gegenüber eines Dritten gefährdet, dann komme ich. Als Eifersucht schreite ich ein und unterstütze den eifersüchtigen Menschen darin, die Beziehung und Verbindung zu dem geliebten Menschen zu verteidigen. Das ist Ausdruck und Haltung eines starken Ich. Menschen, deren Ich schwach und unsicher ist, sind sich ihrer Beziehungen ebenfalls unsicher. Also werde ich auch von ihnen gerufen. Da muss ich ständig vorbeikommen, oft wird mir sogar ein Gästezimmer zugewiesen. Hinter dem Ruf nach mir, steht oft die Unsicherheit: „Bin ich überhaupt liebenswert“? Wer so an sich zweifelt, muss fast zwangsläufig misstrauisch sein und glauben, die Liebe des Partners könne doch gar nicht wahrhaftig sein. Also trete ich auf, oft zwanghaft eifernd und über die Versuche, mich mit guten Worten, Maßnahmen und Argumenten zu vertreiben, lache ich nur. Wirklich vertreiben lasse ich mich dann, wenn Menschen sich mit den Beweggründen beschäftigen, die mich rufen, beispielsweise mit ihrer Vorstellung „falsch“ und "ungenügend" zu sein.
Überraschung, wer bist Du?
Jedes Gefühl bewegt sich in einer zeitlichen Dimension. Die Liebe entwickelt sich, der Ärger kommt und geht, die Angst überfällt mitunter. Ich, die Überraschung, bin das Gefühl, das entsteht, wenn die Erwartungen oder die zeitliche Dimension gesprengt werden. Ich kann als positive Überraschung daherkommen „Oh, ich bin verliebt“ und manchmal auch als böse Überraschung, wenn die Liebe unerwartet weiterzieht. Man sollte mich jedoch keinesfalls mit dem Schrecken verwechseln. Angst habe ich davor, inszeniert zu werden. Da schaffen Menschen Situationen, in denen andere mich erleben sollen, wie z.B. bei einer Geburtstagsüberraschung. Daraus entsteht so oft Kampf, Druck und vorgetäuschte Freude. Dagegen bin ich ein Freund des Mutes. Ich mag Menschen, die etwas wagen, die lange Zurückgehaltenes ansprechen, die scheinbar Unfragbares fragen, oder sich anderen mutig mit ihren Wünschen zumuten. Diese Menschen erleben oft eine positive Überraschung. Also nur Mut, dann komme ich!