Entgegen allen romantischen Vorstellungen kann der Urlaub durchaus zu einer Zerreißprobe für die Partnerschaft werden. Tatsächlich ist die Nachfrage nach Paarberatung in meiner Praxis gerade im Frühherbst überdurchschnittlich hoch. Damit Sie Ihre kostbare Urlaubszeit nicht mit Streitigkeiten und schlechter Laune verbringen, hier meine Tipps. 

 

1. Nehmen Sie sich vor und nach der Reise einen Tag frei 

Abschalten, Zeit für Absprache und Vorbereitung reduziert das Konfliktpotential der Reise merklich. Stürzen Sie sich auch nach der Rückkehr nicht sofort wieder in die Arbeit. Ein ruhiger Ausklang stabilisiert den Erholungseffekt und die Verbundenheit mit dem Partner.

2. Sprechen sie über das Urlaubsbudget

Viele Konflikte im Urlaub drehen sich um Geld: Einer der Partner muss oder will das Geld zusammenhalten, für den anderen ist Urlaub die Zeit, um sich etwas zu gönnen. Stehen Sie zu ihren Möglichkeiten und dem, womit Sie sich wohlfühlen. Für Paare mit getrennter Kasse ist eine gemeinsame Urlaubskasse recht praktisch. So behalten Sie leichter den Überblick. Vereinbaren Sie auch, was nicht aus der gemeinsamen Reisekasse bezahlt wird.

3. Enttäuschungen und Konflikte sind normal

In unserer Phantasie ist der Urlaub immer wundervoll. Allerdings gibt es viele Gründe, warum der Urlaub oft nicht das erfüllt, was wir uns davon versprochen haben. Kommt es einmal zu Meinungsverschiedenheiten, verzichten Sie möglichst auf gegenseitige Schuldzuweisungen und machen Sie das Beste aus der Situation. Haben Sie das Urlaubsziel gemeinsam entschieden, fällt so etwas schon leichter. Humor ist ein wunderbarer Konfliktlöser. Sind es nicht gerade die gemeisterten Urlaubskatastrophen, über die wir im Nachhinein fast am liebsten erzählen?

4. Bleiben sie authentisch

Bleiben Sie authentisch und vermeiden Sie faule Kompromisse, sonst ist der Streit vorprogrammiert. Werden Sie beispielsweise leicht seekrank und meinen dennoch, ein Segelabenteuer mitmachen zu müssen? Dann werden Sie erschöpft und genervt zurückkehren. Ihr Partner, der davon ausging, Sie hätten beim Segeln Spaß, wird mit einer "seekranken Braut" an Bord sicherlich auch nicht auf seine Kosten kommen.

5. timeout fürs handy 

Für andere mal nicht erreichbar zu sein, wirkt Wunder. Das gilt sowohl für den Chef wie für die beste Freundin. Vereinbaren Sie Zeiten, an denen das Handy ausgeschaltet wird. Zum Beispiel während der Mahlzeiten oder bei Zärtlichkeiten. Lassen Sie doch das Handy einfach mal im Hotel und schenken Sie ihrem Partner ungeteilte Aufmerksamkeit.

 

6. Der Paarurlaub als Beziehungskitt

Viele Paare planen einen Urlaub, um ihre Beziehung zu "retten". Leider reisen die alten Kränkungen und Konflikte mit. Ist die Partnerschaft sehr belastet, ist es sinnvoll, wenn im Urlaub beide möglichst darauf verzichten, einander zu kritisieren. Richten Sie Ihren Blick auf die positiven Eigenschaften des Partners, üben Sie sich in Toleranz und seien Sie großzügig mit Wertschätzung. Dadurch schaffen Sie eine Atmosphäre, in der Nähe entstehen kann.

 

7. Gönnen Sie sich Freiräume

Der Urlaub bringt 24 Stunden gemeinsame Zeit. Die Distanz, die sich im Alltag automatisch einstellt, fehlt mit einem Mal. Hinzu kommt die räumliche Enge. Schaffen Sie ein gutes Verhältnis zwischen Nähe und Distanz. Ganz wichtig: Erlauben Sie sich Unterschiede und Soloaktivitäten, ohne damit gleich Ihre ganze Liebesbeziehung infrage zu stellen.

 

8. Schweigen und träumen erlaubt

Viele Paare geraten unter Druck, wenn der Gesprächsstoff ausgeht. Doch wer kann schon unbegrenzt intensive Gespräche führen. Miteinander schweigen, vor sich hinträumen oder eine Zeitung lesen entkrampft. So kommen Sie auch in der Gegenwart des Partners zu sich.

  

9. Auszeiten im restlichen Jahr

Kürzere Auszeiten, über das Jahr verteilt, sorgen dafür, dass der Urlaub nicht von hohen Erwartungen überlastet wird. Enttäuschungen wiegen so weniger schwer. War der letzte Urlaub eine verregnete Pleite oder die Beziehung gerade aus dem Lot, kann ein zeitnaher Kurzurlaub die Enttäuschung leichter wieder wettmachen.